„Die Neue“ von Sarah Bannan
„Die Neue“ von Sarah Bannan
Droemer Knaur * Broschiertes Taschenbuch, 368 Seiten * erschienen: Mai 2015 * 14,99€
Als Carolyn Lessing neu an die Adam’s High kommt, sind zunächst alle angetan. Die Lehrer von ihrer Intelligenz, die Mädchen von ihrem Stil und die Jungs von ihrer Schönheit. Doch dann verliebt sie sich in den falschen Jungen, und dessen Ex-Freundin startet über Facebook eine fiese Hetzkampagne. Nach und nach kippt die Stimmung, bis die öffentliche Demütigung aus dem Ruder läuft und in einer Katastrophe mündet, nach der nichts mehr so ist wie es war.
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Ich habe „Die Neue“ vor ein paar Tagen beendet und musste das Buch erst einmal sacken lassen.
Ich musste die Story sacken lassen, den Schreibstil auf mich wirken lassen und das gelesene irgendwie erst einmal verarbeiten.
Das Merkwürdige ist nämlich, dass ich nicht wirklich sagen kann: Lest das Buch unbedingt, es ist absolut grandios und super und ich kann es vorbehaltlos empfehlen, denn der Schreibstil ist einfach wirklich sehr gewöhnungsbedürftig.
Andererseits möchte ich aber sagen: Lest es trotzdem, denn die Thematik ist so, so wichtig und gerade durch den merkwürdigen Schreibstil bekommt die Story eine unglaubliche Dramatik und macht das Ende für mich eigentlich noch viel schlimmer.
Aber fangen wir mal beim Anfang an…
Erzählt wird die Geschichte von einem jungen Mädchen, der Adams Highschool. Tatsächlich weiß man auch am Ende des Buches nicht wie sie heißt, aber die Erzählstimme gibt einem als Leserin das Gefühl Teil ihrer Mädchenclique zu sein.
Ich habe mich Anfangs fast ein wenig wie ein Voyeur gefühlt, als würde ich versehentlich Gespräche belauschen, die nicht für meine Ohren bestimmt sind. Kennen wir nicht alle das Getratsche unter Mädchen? Es wird über jeden aus dem Ort etwas erzählt und man versucht jedes Gerücht mitzubekommen.
Adamsville ist ein ruhiger Ort, hier passiert nicht viel. Die Menschen sind gläubig, gehen jeden Sonntag in die Kirche und jeder scheint jeden zu kennen.
Dann zieht Carolyn Lessing gemeinsam mit ihrer Mutter nach Adamsville und als „Die Neue“ an der Schule ist sie natürlich sofort Gesprächsthema Nummer 1. Sie ist wunderhübsch, immer bestens gekleidet, liebenswert und unheimlich schlau. Jeder scheint sie zu mögen, will mit ihr befreundet sein, selbst die Lehrer sind hin und weg von ihr.
Doch dann fängt sie eine Beziehung mit einem Jungen an, dessen Exfreundin wenig begeistert ist. Es beginnen fiese Bemerkungen, Gerüchte werden verbreitet und verletzende Nachrichten werden verschickt.
Wo beginnt MOBBING, und was ist macht den Unterschied zu einer unbewusst fallengelassenen Bemerkung? Sind wir uns immer über die Tragweite von Kommentaren in Social Media Plattformen bewusst?
Carolyns Geschichte beginnt so harmlos und wird dann zu einem absoluten Desaster und ich finde es unglaublich wichtig, dass diese Geschichte erzählt wird um uns viel mehr zu sensibilisieren, was täglich bei Facebook und Co passiert!
…Aber manchmal vergessen wir dabei, was für Auswirkungen das, was wir schreiben auf andere Leute haben kann. Wir müssen Textnachrichten, E-Mails und Facebook Beiträge wie eine persönliche Kommuikation von Angesicht zu Angesicht betrachten – sagt nie etwas im Internet, von dem ihr nicht wollt, dass es im wirklichen Leben jemand von euch hört…
„Die Neue“, Sarah Bannan Seite 156
Allerdings ist der Schreibstil von Sarah Bannan nicht ganz einfach.
Teilweise wirkt es wie Getratsche von einer Mädchengruppe, dann wie ein Auszug aus einem Polizeibericht und an manchen Stellen bekommt man sogar Einblicke in Carolyns Schulaufsätze, oder Lehrerbeurteilungen. Alles in allem wirkt das Geschriebene manchmal unheimlich emotionslos und gefühlskalt, was mich aber am Ende der Geschichte fast noch mehr erschreckt hat. Vielleicht ist die Art und Weise, wie die Autorin dieses Buch verfasst hat nämlich ein ganz bewusst eingesetztes Stilmittel.
Am liebsten hätte ich die Mädchen am Ende des Buches gepackt und geschüttelt. Ich wollte sie anschreien: Habt ihr es denn immer noch nicht verstanden!!!
Ja, es ist wirklich merkwürdig, was dieses Buch bei mir ausgelöst hat, denn an manchen Stellen zieht sich die Geschichte sehr, der Schreibstil ist sehr ausschweifend und Sarah Bannan verliert sich oft im Detail von Ortsbeschreibungen und nebensächlichen Einzelheiten. Aber vielleicht hat mich gerade das so aufgewühlt.
Diese nebensächliche Art über etwas zu sprechen, das eigentlich hochgradig emotional besprochen werden sollte.
„Die Neue“ ist kein Buch, das jedem Gefallen wird und das liegt definitv nicht an der Thematik, sondern an der Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird.
Ich kann Euch nur bitten, es zu versuchen. Lasst Euch auf die Geschichte ein und blickt ein wenig zwischen die Zeilen, denn ich glaube hier steckt so viel mehr drin, als man Anfangs vermutet.
Mich hat das Buch am Ende sehr mitgenommen und obwohl ich mich bis zum Schluss nicht so wirklich mit der Erzählweise anfreunden konnte, hat es mich absolut begeistert und beeindruckt!