[REZENSION] „Viel näher als zu nah“ von Angela Kirchner
Verlag: Dressler
Hardcover, 256 Seiten
ISBN: 978-3791500577
empfohlenes Alter: 13 – 16 Jahre
16,99€
Am Anfang war der Knall. Es ist diese Nacht, diese Party, die alles
verändert im Leben von Fey und Lucas. Fey und ihre Freundin wollen
eigentlich nur nach Hause und geraten mitten rein in das Motorradrennen
von Lucas und Ben, mitten rein in den Unfall. Mitten rein in ein neues
Leben. Und dann treffen Fey und Lucas sich wieder. Obwohl sie sich
hassen sollten, sprüht es Funken, und nicht nur vor Wut!
Modern, eindringlich und ungeschminkt: Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, erzählt aus zwei Perspektiven.
Wahrscheinlich kennt jeder von uns diese blöd klingende Aussage: „Einfach zur falschen Zeit am falschen Ort“ und vielleicht haben auch einige schon so eine Situation erlebt…
Die beiden Protagonisten Lucas und Fey hätte dieser falsche Moment allerdings beinahe ihr Leben gekostet und beide gehen auf unterschiedliche Art damit um.
Der Beginn der Geschichte hat mich Anfangs etwas überrascht, denn Lucas kommt als erstes zu Wort und ein männlicher Protagonist ist in Jugend – und Liebesromanen ja eher ungewöhnlich.
Ich wurde direkt in eine wohl typische Situation eines Jugendlichen katapultiert und fühlte mich auch sofort in der Geschichte angekommen. Lucas ist ein Gutaussehender Junge, der sein Motorrad liebt und keinem Flirt abgeneigt ist. Seine etwas draufgängerische Art war für mich absolut passend für einen Jungen in seinem Alter und wirkte absolut authentisch.
Eigentlich war es Lucas Plan auf der Party Spaß zu haben, im besten Fall ein Mädchen abzuschleppen und einfach nur den Abend zu genießen.. Irgendwie läuft aber alles anders und Lucas lernt Fey kennen.
Mit ihren pinken Haaren und ihrer humorvollen Art ist sie anders als andere Mädchen und Lucas ist ziemlich wütend, als sein Freund stört und plötzlich dringend nach Hause fahren will.
Genervt von der miesen Party versucht Lucas den Abend durch eine schnelle Motorradfahrt zu retten und stachelt seinen Kumpel zu einem kleinen Rennen an.
Diese unüberlegte Idee führt dazu, dass nicht nur er sondern auch noch zwei weitere Menschen schwerverletzt im Krankenhaus liegen!
Lucas fühlt sich furchtbar schuldig und zerbricht beinahe an diesen Schuldgefühlen. Mir hat diese zerbrechliche Art an ihm, die er natürlich versucht vor allen anderen zu verbergen richtig gut gefallen.
Er will weder mit seinen Eltern, seinem Arzt und vor allem nicht mit einem Psychologen über den schrecklichen Unfall sprechen.
Als er dann auch noch herausfindet, dass Fey bei dem Unfall ebenfalls schwer verletzt wurde, wird es für ihn noch unerträglicher.
Angela Kirchner hat eine eher ungewöhnliche, aber unheimlich passende Art des Perspektivenwechsels in der Geschichte umgesetzt.
So wird „Viel näher als zu nah“ hin und wieder auch aus Feys Sicht erzählt, allerdings wechselt die Autorin einfach mitten in einer Situation, nicht wie sonst häufig von Kapitel zu Kapitel. Jeder der Protagonisten hat eine etwas andere Schriftart, so dass man während des Lesens sofort weiß, wer hier gerade „zu Wort kommt„.
Durch diese Wechsel konnte ich als Leser sehr schön beide Sicht- und Handlungsweisen verstehen und diese sprunghafte Art passte einfach prima zur Geschichte.
Die Autorin hat einen jugendlichen und locker flüssigen Schreibstil, der die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Trotzdem ist die Geschichte wundervoll tiefgründig und zauberhaft emotional geschrieben.
„Viel näher als zu nah“ ist keine klassische Liebesgeschichte zwischen zwei Jugendlichen und genau das hat mich auch so begeistert! Die Autorin erzählt eher die Geschichte von zwei jungen Menschen, die lernen müssen mit Schuldgefühlen und falschen Entscheidungen zu leben, die sich selbst finden müssen um zueinander finden zu können.