[Rezension] Die Welt ist kein Ozean von Alexa Henning von Lange
Die Welt ist kein Ozean, Alexa Hennig von Lange
Verlag: cbt
Broschiert: 352 Seiten
ISBN: 978-3570162965
14,99€
empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Kurzbeschreibung:
Ausgerechnet in einer psychiatrischen Klinik für Jugendliche will die
16-jährige Franzi ihr Schulpraktikum machen. Sie stellt sich das
abenteuerlich und besonders vor – muss aber schnell erkennen, dass sie
eine Welt betritt, in der die Normalität außer Kraft gesetzt ist. Hier
trifft sie auf den 18-jährigen Tucker – und Tucker trifft sie voll ins
Herz. Nach einem traumatischen Erlebnis spricht er nicht mehr. Tief in
sich zurückgezogen, dreht er im Schwimmbad seine Runden, am liebsten
unter Wasser, wo ihn keiner erreichen kann. Behutsam versucht Franzi,
Kontakt mit ihm aufzunehmen. Als ihr das gelingt, steht sie vor einer
schweren Entscheidung: Soll sie wie geplant für eine Zeit ins Ausland
gehen? Oder dem Herzen folgen, das gerade erst wieder zu sprechen
begonnen hat?
Meine Meinung:
Die siebzehn jährige Franziska, genannt Franzi wächst wohlbehütet auf. Für ihren Geschmack etwas zu gut behütet. Sie sehnt sich nach Abenteuer, nach Abwechslung und etwas weniger Gluckenverhalten von ihrer Mutter.
Um aus ihrem für ihr empfinden Langweiligen Alltag auszubrechen, wählt sie für ihr Schulpraktikum eine Stelle in einer Psychiatrischen Klinik für Kinder und Jugendliche.
Bisher bestand Franzis Leben aus Klavier spielen, was sie überdurchschnittlich gut beherrscht und dem Wunsch für ein Jahr in Australien ein Musik College zu besuchen.
Als sie an ihrem ersten Praktikumstag die Klinik betritt, hat sie das Gefühl in eine andere Welt einzutauchen. Sie fragt sich, ob sie sich nicht doch zu viel zumutet, denn die traumatisierten Kinder, die Bulimiekranken Mädchen und die Jugendlichen, die keinen Lebenswillen mehr in sich tragen, verstören sie anfangs.
Da die Autorin die Geschichte komplett in der Ich- Erzählform aus Franzis Sicht geschrieben hat, konnte ich ihren Gedanken und Gefühlen sehr gut folgen und auch an ihren Zweifeln an sich selbst teilhaben.
Für mich ist Franzi eine ganz wundervolle Protagonistin. Sie ist einfach unheimlich liebenswert, steckt voller Empathie und Mitgefühl. Sie hat dieses typische „Krankenschwester-Syndrom“, durch ihre feinfühlige Art wirkt sie aber nie aufdringlich.
Bei ihrem Rundgang durch die Klinik lernt sie Tucker kennen, der einsam seine Bahnen im Schwimmbad dreht. Sie ist fasziniert von dem stillen Jungen und hat von Anfang an das Gefühl, dass irgendetwas sie verbindet.
Diese „Ich seh dich und fühle mich direkt zu dir Hingezogen“ Situation ist oftmals kitschig und nicht unbedingt immer nachvollziehbar, Alexa Hennig von Lange schafft es aber, Franzis Gefühle so emotionsvoll und zärtlich zu beschreiben, dass die Geschichte trotzdem glaubwürdig bleibt und man gemeinsam mit Franzi hofft, dem traumatisierten Jungen näher zu kommen.
Tucker leidet nach einem schrecklichen Erlebnis unter totalen Mutismus, das heißt er hat sich komplett in sich zurück gezogen und ist zu keinerlei Kommunikation mehr fähig. Er spricht nicht und reagiert auch nicht mit Gesten oder Regungen auf irgendjemanden.
Schon seit einem Jahr befindet er sich in der Klinik, doch bisher konnte keine Therapie ihm helfen.
Aber auch er scheint eine Verbindung zu Franzi zu spüren und beginnt langsam aus seiner Lethargie heraus zu kommen.
Franzi will dem einsamen Jungen unbedingt helfen, auch wenn die Klinikverwaltung emotionale Nähe und Freundschaften mit Patienten von Praktikanten nicht duldet. Doch hat sie überhaupt eine Chance? Und was wird aus ihrem großen Australien Traum?
Ich mochte „Die Welt ist kein Ozean“ wirklich sehr. In einigen Dialogen mit ihrer besten Freundin Nelli, oder dem Straßenmusiker Randy, der fast schon philosophische Ratschläge erteilt, lernt man als Leser Franzi unheimlich gut kennen und ich konnte mich wirklich sehr gut mit ihr identifizieren.
Für mich ist das Buch nicht nur eine Liebesgeschichte zwischen zwei völlig unterschiedlichen Jugendlichen, die zwischendurch immer wieder völlig aussichtslos scheint, sondern auch eine Geschichte über Schicksal, den Richtigen Zeitpunkt, Entscheidungen treffen und das Erwachsenwerden.
Durch die emotionale Schreibweise habe ich während des Lesens genauso oft gelacht, wie mit Franzi getrauert, mich mit Nelli gemeinsam aufgeregt und gezweifelt.
Fazit:
„Die Welt ist kein Ozean“ ist ein wundervolles Buch über das Leben, die Liebe und das Schicksal, das gefühlvoll und herzlich erzählt wird und mich dadurch voll und ganz überzeugt hat!
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